Die Schulter im menschlichen Körper
Das beweglichste Gelenk des menschlichen Körpers, das Schultergelenk, ermöglicht uns viele außergewöhnliche Bewegungen häufig unbemerkt.
Ob beim einfachen Griff in das oberste Fach eines Schrankes, Haare kämmen oder gar Schwimmen, Tennis und Golf. Die große Bewegungsfreiheit macht aufgrund der besonderen Anatomie aber auch sensibel für Verschleißerscheinungen und Unfälle. Das komplexe Zusammenspiel von Knochen, Muskeln, Sehnen und Bändern ermöglicht die umfangreiche Funktion der Schulter. Bei nur geringer knöcherner Führung sind vor allem die Muskeln mit ihren Sehnen für die Stabilisierung verantwortlich.
Unterteilt wird „das Schultergelenk“ in ein Hauptgelenk und mehrere Nebengelenke. Das Hauptgelenk wird vom Oberarmkopf (Humeruskopf) und der Gelenkpfanne (Glenoid) gebildet. Die Pfanne ist ein Teil des Schulterblattknochens, der Skapula. Es ist ein Kugelgelenk mit einem besonders großen Kopf im Vergleich zur relativ kleinen Pfanne. Um den Kopf in der kleinen Pfanne halten zu können wird sie durch einen knorpeligen Ring, das Labrum glenoidale, vergrößert.
Stabilisiert wird das Gelenk von einem filigranen Zusammenspiel der beteiligten Muskeln. Von außen sichtbar und formgebend für die Schulter ist der Deltamuskel (M. deltoideus). Trotz seiner Größe ist er für die meisten Bewegungen nicht hauptverantwortlich. Wesentlich für die Alltagsbewegungen sind vor allem die vier Muskeln der so genannten Rotatorenmanschette. Diese muskuläre Hülse um das Gelenk wird vom M. supraspinatus oben am Gelenk, vorne durch den M. subscapularis und hinten durch die Muskeln teres minor und infraspinatus gebildet.
Auch Muskeln des Armes und des Rumpfes befinden sich in direkter Umgebung der Schulter. Der Bizeps und Trizepsmuskel an Vorder- und Rückseite des Oberarmes beispielsweise ziehen mit ihren Sehnen direkt in die Schulter. Neben dem Hauptgelenk sind noch die Schulternebengelenke an der Beweglichkeit beteiligt. Das Schlüsselbein ist über ein Gelenk zum einen am Brustkorb (Sternoclavicular-Gelenk, SC-Gelenk) zum anderen am Schulterblatt (Acromioclavicular-Gelenk, AC Gelenk) befestigt.
Oberhalb des Schulterhauptgelenkes befindet sich eine Besonderheit, leider häufig eine Schwachstelle. Über der Rotatorenmanschette befindet sich das Schulterdach, ein vom Schulterblatt gebildeter Knochenvorsprung. Dazwischen befindet sich ein Schleimbeutel als Gleitschicht. Zwischen dem Oberarmknochen auf der einen Seite und dem Schulterdach auf der anderen Seite müssen also sowohl Muskeln der Rotatorenmanschette als auch der Schleimbeutel genügend Platz finden. Ist der Platz nicht ausreichend sind Schmerzen die Folge.
Schulterschmerzen – Differentialdiagnosen
Zunächst ist es wichtig die Schmerzen zu unterscheiden, denn sie sind nicht alle gleich.
Schulterschmerzen werden häufig sehr allgemein verwendet und sind tatsächlich nicht selten auch vom Spezialisten nur schwer von anderen Gründen zu unterscheiden. Muskuläre Verspannungen des Nackens werden gerne als Schulterschmerzen angesehen, haben jedoch mit dem eigentlichen Schultergelenk nichts zu tun. Auch Schmerzen des schulternahen Brustkorbes können zu Verwechselungen führend. Besonders schwierig ist das Trennen der tatsächlichen Schulterschmerzen von Problemen der Halswirbelsäule. Da einige Nerven aus der Halswirbelsäule sehr dicht an der Schulter in Richtung Arm verlaufen, sollte bei jeder Schulteruntersuchung auch die Halswirbelsäule mitbeachtet werden.
Omarthrose + AC Gelenksarthrose
In unserem Alltag verwenden wir unsere Schulter kontinuierlich. Ein gewisser Verschleiß ist daher über die Jahre nicht zu vermeiden. Auch Verletzungen wie Brüche des Oberarmkopfes sind nicht nur relativ häufig, sondern führen ebenfalls zur Schädigung des Gelenkes – der Arthrose.
Über die Jahre entwickeln sich so von nur kleinen Beschwerden hier und da, immer größere Probleme. Stechende Schmerzen bei Bewegung bis hin zum Ruheschmerz quälen die Patienten. Nach Anamnese über mögliche Ursachen zeigt die körperliche Untersuchung bereits deutliche Einschränkungen der Beweglichkeit.
Eine Röntgenaufnahme bringt letzte Sicherheit. Der Knochen ist unrund, der Gelenkspalt klein geworden. Nur in Ausnahmefällen werden weitere Bildgebungen benötigt. Wie an Knie- und Hüftgelenk geben die konservativen Behandlungsmethoden gute Möglichkeiten die Beschwerden zu lindern. Zwar lässt sich eine Arthrose nicht umkehren, aber das Leben mit einer Arthrose der Schulter kann deutlich vereinfacht werden.
Schmerzmedikamente sind in einer schmerzhaften Phase sinnvoll. Zudem sollte sich bemüht werden die Beweglichkeit zu erhalten oder wieder zu verbessern. Dazu kann Physiotherapie sinnvoll sein, wichtiger sind jedoch eigene, erlernte Übungen, die im Idealfall täglich durchgeführt werden sollten. Auch Injektionen in das Gelenk können eine Hilfe darstellen. Kortison, Hyaluron oder eine Kombination am besten auch mit Eigenblut lindern eine Entzündungsreaktion, verbessern die Gleitfähigkeit der Schulter und können so eine Operation für lange Zeit hinauszögern. Diese sollte wie immer erst dann durchgeführt werden, wenn alle konservativen Maßnahmen keinen ausreichenden Erfolg mehr bieten.
Impingementsyndrom
Eines der häufigsten Erkrankungsbilder ist das Impingementsyndrom. Manchmal durch vermehrte Arbeit oder Sport, manchmal jedoch völlig ohne erkennbare Ursache ausgelöst kommt es zu teils heftigen Schmerzen der Schulter.
Zum Leidwesen der Patienten rauben die sich besonders nachts verstärkenden Schmerzen den Schlaf. Der stechende Schmerz strahlt in Ruhe von der seitlichen Schulter bis zum Arm, verhindert das Abspreizen des Oberarmes und macht so selbst Haare kämmen zu einer unlösbaren Aufgabe. Das Impingementsyndrom, das Engpass-Syndrom, beschreibt die Schmerzen. Diese Beschreibung liegen jedoch unterschiedliche Veränderungen der Schulter zugrunde. Sicher am häufigsten ist die Bursitis subacromialis, die Entzündung des großen Schleimbeutels unterhalb des Schulterdaches. Er schwillt durch die Entzündung an was zu einer immer größeren Enge der Schulter führt. Dieser Teufelskreis muss zügig durchbrochen werden. Als Patient kann man sich mit Pendelübungen helfen. Ein Gegenstand in der Hand wird bei ausgestrecktem Arm hin und her schwingen gelassen. Das vergrößert etwas den Raum für den Schleimbeutel, die sanften Bewegungen beruhigen ihn. Nachts kann es hilfreich sein den Oberkörper hochzulagern um durch das Eigengewicht des Armes den Raum zu vergrößern. Nicht selten helfen Schmerzmittel gegen die starken Beschwerden nicht genug. Hier kann eine Injektion von Kortison in Verbindung mit einem Schmermittel in die Schulter sinnvoll sein. Das Schmerzmittel nimmt den Schmerz, das Kortison lässt den Schleimbeutel abschwellen. Teilweise gelingt es mit einer Injektion die Beschwerden schnell und sogar dauerhaft zu nehmen.
Leider gibt es noch weitere Gründe für das Schulter-Engpass-Syndrom. Knöcherne Anbauten unterhalb des Schulterdaches beispielsweise werden in der MRT Diagnostik gefunden und verengen nicht nur den Raum für Schleimbeutel und Muskulatur, es kann durch sie sogar zu Verletzungen der Muskulatur der Rotatorenmanschette kommen. Manchmal sind physiotherapeutische Behandlungen eine Option, teilweise muss das mechanische Problem der Schulter auch mechanisch gelöst werden – eine Operation wird nötig. Glücklicherweise lässt sich das häufige Impingementsyndrom gut behandeln und eine Operation bildet die Ausnahme.
Rotatorenmanschetten-Ruptur
Alterserscheinungen, Überbelastung und auch Unfälle können für einen Riss der Muskulatur der Schulter verantwortlich sein. Eine Rotatorenmanschettenruptur.
Spürbar wird es für Patienten aufgrund von Schmerzen, vornehmlich aber aufgrund von Bewegungseinschränkungen. Wenn Ihnen das Haare kämmen, Jacke anziehen oder andere Bewegungen des Alltages nicht nur Schmerzen erzeugen, sondern Ihnen die Kraft hierfür fehlt, könnten Sie betroffen sein.
Die so genannte Rotatorenmanschette besteht aus vier Muskeln, dem Musculus supraspinatus, infraspinatus, subscapularis und teres minor. Miteinander sind die Muskeln für die meisten Bewegungen der Schulter verantwortlich. Die Muskeln selbst befinden sich am Schulterblatt, ihre Sehnen führen an den Oberarmkopf und sind unterhalb des Schulterblattes besonders anfällig.
Spezielle klinische Tests der Untersuchung können die einzelnen betroffenen Muskeln bereits unterscheiden, erhärtet sich der Verdacht auf einen Riss der Muskulatur ist eine MRT Untersuchung notwendig. Wurde ein Riss der Rotatorenmanschette festgestellt, kommen unterschiedliche therapeutische Verfahren zum Einsatz. Abhängig vom Grad der Schädigung, der Ursache der Schädigung, dem Anspruch des Patienten und auch des biologischen, individuellen Alters wird das richtige Therapieverfahren mit Ihnen und für Sie ausgewählt.
Häufig sind ältere Patienten mit nur geringen Beschwerden und Einschränkungen betroffen, dann müssen aufwendige operative Rekonstruktionen der Rotatorenmanschette sinnvoll abgewogen werden. Nicht nur die Beschwerden sind teils gering, sondern auch die Heilungschancen nach operativer Versorgung werden mit höherem Alter geringer. Hinzu kommt die langwierige Nachbehandlung. Nach einer Rekonstruktion von Muskeln mit Nahtverfahren ist eine Ruhigstellung von mehreren Wochen notwendig. Grund genug eine konservative Therapie abzuwägen. Bei jüngeren Patienten, mit höherem Anspruch ist eine operative Rekonstruktion unumgänglich, um die Bewegungsfähigkeit wiederherzustellen und weiteren Verschleiß zu vermeiden.
Bizepssehnen-Erkrankungen
Bei Beschwerden im vorderen Bereich der Schulter, häufig beim Heben schwerer Gegenstände ist nicht die Rotatorenmanschette selbst verantwortlich. Treten dazu noch Gleit- oder Schnappgefühle auf ist meist die lange Bizepssehne verantwortlich. Bizeps heißt zweiköpfig, es sind eigentlich zwei Muskelbäuche die V-förmig gemeinsam über eine Sehne am Unterarm ansetzten. Das andere Ende der Muskelbäuche hat unterschiedliche Ursprünge. Die kurze Bizepssehne, über die ca. 80 Prozent der Kraft geleitet werden kommt vom so genannten Rabenschnabelfortsatz, dem Processus coracoideus, einem Teil des Schulterblattes.
Der Muskelbauch mit der langen Bizepssehne hat einen besonderen Verlauf. Über eine Rinne (Sulcus) im Oberarm führt die Sehne direkt in das Schultergelenk, von wo sie bis zur Pfanne reicht an deren oberem Ende sie ihren Ursprung findet. Durch diesen sehr langen, direkt durch das Gelenk reichende Verlauf ist sie besonders anfällig für Verschleiß als auch Verletzungen. Betroffen sind zum einen Sportler wie Bodybuilder, Tennisspieler oder Athleten aus Wurfsportarten wie Baseball. Zum anderen sind ältere Patienten nach langer körperlicher Arbeit durch degenerative Veränderungen der Sehne betroffen.
Die lange Bizepssehne kann dann gleich an mehreren Stellen betroffen sein. Zum einen der Anker der Sehne am oberen Pfannenrand. Häufig sind Auffaserungen und Teilablösungen, welche sich durch belastungsabhängige Schmerzen tief in der Schulter bemerkbar machen. Im weiteren Verlauf der Sehe ist dann der Halteapparat, der Pulley-Komplex, betroffen. Der Pulley Komplex besteht aus Bändern um die Sehne und bewirken das Einfädeln und Fixieren der Sehne in die Rinne des Oberarmkopfes. Sind diese Haltebänder gerissen gleitet die Sehne über den Oberarmkopf statt fest in den Sulcus einzutauchen. Es kommt zu entzündlichen, schmerzhaften Reizungen der Sehne an deren Ende der schmerzhafte Riss der Sehne stehen kann.
Die Therapie richtet sich auch hier besonders nach den individuellen Voraussetzungen des Patienten. Glücklicherweise wird nur ca. 20 Prozent der Kraft über die Sehne geleitet. Ist sie entzündet, aber nicht abgerissen sind neben Bewegungsübungen, Physiotherapie auch Kortisoninjektionen und Ultraschall-Stoßwellen hilfreich. Es kann dennoch im Verlauf zum Riss der Sehne führen. Selbst der Riss muss nicht unbedingt operiert werden, im Gegenteil lassen gerade durch den Riss die Schmerzen häufig nach, der Kraftverlust ist meist verkraftbar. Bei jüngeren Patienten, nach erfolgloser konservativer Therapie ist eine operative Versorgung abzuwägen.
Unterschiedlichste operative Möglichkeiten können durchgeführt werden. Mit aktuell besonders guten Ergebnissen wird das Absetzen der Bizepssehne und erneutes Fixieren außerhalb des Gelenkes durchgeführt. Neben den konservativen Therapiemöglichkeiten bieten wir Ihnen in unserer Praxis das gesamte Spektrum der operativen Möglichkeiten, sodass wir Ihnen je nach Ihren Ansprüchen helfen können.
Adhäsive Capsulitis – Frozen Shoulder
Der Name der Erkrankungen, „Frozen Shoulder“ – eingefrorene Schulter, beschreibt treffend die Beschwerden der Patienten.
Innerhalb recht kurzer Zeit kommt es zum schmerzhaften Einfrieren der Schulter, also der hochgradigen Bewegungseinschränkung. Die Gelenkkapsel der Schulter entzündet sich, baut sich bindegewebig um und schrumpft dabei. Die Gründe sind weitestgehend unklar, teilweise sind Verschleißerscheinungen ursächlich, teilweise kleinere Verletzungen. Meistens ist jedoch keine Ursache auffindbar. Auch wenn Diabetes mellitus, Schilddrüsenerkrankungen oder anderen Stoffwechselerkrankungen nicht ursächlich sind, tritt die Frozen Shoulder gehäuft bei Patienten mit diesen Grunderkrankungen auf. Frauen sind häufiger betroffen als Männer, dann zumeist zwischen dem 40. Und 60. Lebensjahr.
Der Verlauf der Erkrankung ist üblicherweise in drei Stadien zu unterteilen. Anfangs, im Stadium 1, stehen die Bewegungseinschränkungen nicht im Vordergrund, aus einer nicht erkennbaren Ursache schmerzt die Schulter zunehmend. Schmerzmittel wirken dabei nur unzureichend, häufig bestehen Schmerzen in Ruhe was besonders nachts für die Patienten belastend ist.
Stadium 2 und 3 bei Frozen Shoulder
Das Stadium 2 beginnt nach ca. 2 Monaten und zeichnet sich durch ein Nachlassen der Schmerzen aus, allerdings treten nun Einschränkungen der Beweglichkeit auf. Die akute Entzündung ist abgeklungen und Narben entstehen. Nach einiger Zeit, leider teilweise erst nach 2 Jahren lösen sich die Bewegungseinschränkungen, es kommt zum Auftauen der Schulter im Stadium 3. Die Behandlung richtet sich nach dem jeweiligen Stadium. Im schmerzhaften ersten Stadium steht die Schmerztherapie klar im Vordergrund. Dies kann zum einen über übliche Schmerzmittel, aber auch durch Injektionen von Schmerzmittel und Kortison in die Schulter selbst erfolgen.
Auch Ultraschall-Stoßwellen-Therapie kann hilfreich sein. Im zweiten Stadium sollte durch Physiotherapie und vor allem tägliche Eigenübungen so viel wie möglich Beweglichkeit erhalten bleiben. Das Stadium 3 ist ebenfalls von Bewegungsübungen geprägt, nun aber deutlich intensiver. Das Ziel ist es jetzt so viel wie möglich, im Idealfall die vollständige frühere Beweglichkeit zurückzuerlangen. Glücklicherweise ist eine Operation nur in Einzelfällen sinnvoll, zumeist bei besonders schweren Verläufen oder beim Versagen der konservativen Therapie. Besteht also trotz intensivem Training eine hochgradige Bewegungseinschränkung kann eine Operation hilfreich sein. Es wird in der Operation die Gelenkkapsel minimalinvasiv teilentfernt und damit die Beweglichkeit deutlich verbessert.
Dem Patienten muss zu jedem Zeitpunkt klar sein, dass es so wenig einen schuldhaften Auslöser, noch eine schnelle Heilung gibt. Vielmehr stellt die Erkrankung eine besondere Herausforderung für das vertrauensvolle Verhältnis zwischen Patienten und Orthopäden da. Durch die intensive Betreuung muss die sicherlich hohe psychische Komponente begleitet und die Motivation gestärkt werden, die langwierige und nur durch kleine Schritte erfolgreiche Therapie durchzuhalten.
Kalkschulter (Tendinosis calcarea)
Die Beschwerden bei der so genannten Kalkschulter entstehen schleichend, anfänglich fällt dem Patienten nur sporadisch ein Stechen bei bestimmten Bewegungen auf.
Für die meisten Patienten ist eine ärztliche Vorstellung noch nicht nötig. Erst bei zunehmender Größe des Kalkdepots nehmen auch die Beschwerden zu. Diese eher langsam wachsenden, erträglichen Beschwerden stehen für die Tendinosis calcarea, das Vorhandensein eines Kalkdepots. Kommt es zu einer Reizung oder Entzündung des Kalkdepots und der Sehne spricht man von Tendinitis calcarea. Dann sind die Schmerzen nur noch schwer erträglich, eine Bewegung ist kaum noch möglich. Nun braucht der Patient dringend Hilfe.
Ursächlich für die Entwicklung eines Kalkdepots sind Durchblutungsstörungen der Sehne. Die Supraspinatussehne der Rotatorenmanschette ist am häufigsten betroffen und weist am Übergang zum Knochen die schlechteste Durchblutung auf. Eine Sauerstoffminderversorgung oder häufige minimale Verletzungen versetzen die Sehne in Stress was wiederum in einer Verkalkung resultiert.
Zunächst verdickt sich in der Phase 1 die Sehne und wird umgebaut. In der Phase 2 lagert sich in die verdickte Sehne Kalk ein, wodurch es zu einem mechanischen Hindernis kommen kann. Im Falle der Supraspinatussehne stößt das verdickte Kalkdepot von unten an das Schulterdacht an und erschwert so das Abspreizen des Armes zur Seite. Die entzündliche Reizung der Sehne steht für die Phase 3. Der Körper greift den Kalk an um ihn aufzulösen. Dieser Angriff des Körpers ist äußert schmerzhaft und leider nicht immer erfolgreich, auch kleinere Kalkdepots belasten dann sehr.
Nicht selten kommt es immer wieder zu aufflammenden Schmerzen der Schulter durch erneute Versuche das Kalkdepot aufzulösen, dennoch gelingt es dem Körper nicht. Manchmal ist die Auflösung jedoch erfolgreich, das Kalkdepot wird abtransportiert, die Sehne heilt und die Blutversorgung verbessert sich (Phase 4). Nicht jedes Kalkdepot durchläuft alle 4 Phasen, es kann vielmehr in einer Phase verharren.
Diagnostiziert wird ein Kalkdepot neben der üblichen Anamnese und Untersuchung durch eine Sonographie in der sich das schalldichte Kalkdepot leicht gegen das weichere Umgebungsgewebe abzeichnet. Dabei kann in der Sonographie auch die exakte Lage und das Verhalten bei Bewegung des Armes untersucht werden. Ebenfalls sinnvoll sind Röntgenaufnahmen zu Lagebestimmung und um Anhalte für die aktuell bestehende Krankheits-Phase darzustellen. Weiterführend ist in Ausnahmefällen eine MRT Diagnostik sinnvoll.
Die Schmerztherapie bildet auch hier das Fundament der Behandlung. Ist hierdurch eine ausreichende Schmerzlinderung und damit Wiedererlangung der Mobilität möglich, werden keine weiteren Maßnahmen notwendig, es sollte dann nur regelmäßig die Auflösung kontrolliert und verfolgt werden. Bei ausgeprägteren oder langanhaltenden Beschwerden werden zusätzliche konservative Maßnahmen zur Heilung benötigt. Hilfreich kann dann die Stoßwellentherapie sein. Durch Ultraschall-Stoßwellen wird das Kalkdepot zum einen zur Auflösung gebracht, zum anderen die Sehne zur Selbstheilung angeregt. Injektionen in das Kalkdepot mit Kortison und lokalem Betäubungsmittel können zudem den akuten Reiz lindern.
Eine Operation ist bei gut ausgeführter konservativer Therapie oft vermeidbar. Ist die konservative Therapie nicht erfolgreich, leidet der Patient unter zu starken Schmerzen und ist das Kalkdepot zum einen zu groß (größer 1 cm) zum anderen zeigen sich Zeichen für ein besonders hartes Kalkdepot, so ist eine operative Therapie sinnvoll. Die Operation wird minimalinvasiv durchgeführt, über einen Hautschnitt wird eine Kamera eingeführt, über einen anderen Hautschnitt können Arbeitsinstrumente verwendet werden. Zunächst wird das Kalkdepot aufgesucht, denn es befindet sich zumeist nicht auf, sondern in der Sehne. Ist es identifiziert kann es abgesaugt oder mit einer kleinen Fräse ausgeschält werden. Besondere Einschränkungen sind zumeist nach dieser Operation bis auf eine übliche Schonung nicht notwendig.
Oberarmkopf-Bruch in der Schulter
Brüche des Oberarmkopfes entstehen beim Erwachsenen vorwiegend nach Unfällen mit hoher Energie. Da der Oberarmkopf einen sehr stabilen Knochen vorweist treten sie nach schweren Ski-, Motorrad-, Reitunfällen oder Stürzen größerer Höhe auf. Lag kein derart großes Trauma vor, muss an eine Osteoporose gedacht werden.
Gerade bei älteren Patienten ist der Bruch des Oberarmkopfes besonders häufig, dann aufgrund der Knochenerweichung (Osteoporose) aber nach relativ einfachen Stürzen. Leidet man nach einem Sturz auf die Schulter an Schmerzen und Bewegungseinschränkungen sollte ein Unfallchirurg oder Orthopäde aufgesucht werden. Wichtig ist zudem die zeitnahe Vorstellung bei Ihrem Arzt, um eine schnelle Entscheidung der Behandlung für Sie zu ermöglichen. Ausgeprägte Schmerzen nach einem Sturz müssen nicht zwangsläufig auf einen Bruch zurückzuführen sein. Im besten Fall handelt es sich lediglich um eine Prellung. Zwar ist eine Prellung häufig ebenfalls sehr schmerzhaft und auch langwierig, neben Schmerzmitteleinnahmen, Schonung und auch Kühlung werden aber keine weiteren Therapiemaßnahmen notwendig.
Die Beschwerden reduzieren sich selbstständig im Verlauf. Eine Auskugelung der Schulter ist ebenfalls möglich und betrifft meist jüngere Patienten. Die Schulter sollte dann sehr zeitnah wieder eingekugelt werden. Bei älteren Patienten kommt eine aktivierte Arthrose als Grund der Schmerzen in Frage. Auf Basis einer Arthrose der Schulter, also dem vorher stattgehabten Verschleiß der Schulter, entsteht durch den Anprall gegen die Schulter eine starke Reizung, die Schleimhaut und die bereits geschwächten Knochen entzünden sich. Typisch hierfür ist, dass die Beschwerden direkt nach dem Sturz nur gering waren, binnen Tagen aber immer weiter zunehmen. Bei einem Bruch beispielsweise hat der Patient direkt nach dem Unfall ausgeprägte Beschwerden.
Zur Unterscheidung der Ursachen wird der Arzt eine Röntgenuntersuchung benötigen, die klinische Untersuchung allein kann bei Schmerzen nach einem Sturz einen Bruch nicht sicher genug ausschließen. Ist tatsächlich ein Bruch des Oberarmkopfes die Erklärung der Beschwerden ist eine exakte Einschätzung des Bruches durch einen Spezialisten notwendig. Beurteilt werden muss, ob es sich um einen verschobenen Bruch handelt, die Bruchform ist wichtig und ebenso ob Bruchlinien in das Gelenk einstrahlen. Auch sollte der Spezialist die Wahrscheinlichkeit abwägen, ob es aufgrund eines Zuges von Muskulatur zu einem Verschieben des Bruches kommen kann.
Die konservative (nicht-operative) Therapie ist vor allem bei einfacheren Bruchformen mit nur geringer Wahrscheinlichkeit auf eine Verschiebung möglich. Bei ca. zwei von drei Patienten ist eine konservative Therapie möglich. Schwierig bei der Behandlung ohne Operation bleibt aber ein Grundproblem: Der Knochenbruch selbst sollte mindestens 6 Wochen geschont werden damit er stabil verheilen kann. Bewegt man die Schulter allerdings 6 Wochen nicht, kommt es zum Schrumpfen der Muskulatur, der Gelenkkapsel und auch der Knorpel baut sich ab. Es muss also ein Kompromiss zwischen Schonung und Bewegung, individuell auf den Knochenbruch abgestimmt entschieden werden. Dies kann nur ein erfahrener Schulterspezialist.
Häufig muss daher die Operation gewählt werden. Der Chirurg kann dadurch auch verschobene Brüche wieder in Stellung bringen und anschließend, zumeist durch eine Metallplatte, stabilisieren. Bei besonders ausgeprägten Brüchen und in höherem Alter ist seltenen Fällen eine Wiederherstellung des Knochens und Stabilisierung durch eine Platte nicht ausreichend – dann ist eine Schulterprothese die Lösung. Der zertrümmerte Oberarmkopf wird dabei entfernt und durch einen künstlichen Oberarmkopf ersetzt. Großer Vorteil der Operation ist, dass die Schulter sofort danach bewegt werden kann und auch sollte. Durch regelmäßige Kontrolluntersuchungen und Röntgenaufnahmen begleitet kann der Patient direkt mit der Physiotherapie beginnen.
Trotz guter Therapie kann es in der Folge eines Oberarmbruches durch Verletzungen des gelenkbildenden Anteils zu einem vermehrten Abrieb des Knorpels kommen. Es kann sich eine Arthrose entwickeln.
AC Gelenksverletzung
Eine häufige Verletzung der Schulter vor allem bei Sportlern ist die AC Gelenksverletzung. AC Gelenk steht dabei für das AcromioClaviculargelenk oder auch Schultereckgelenk.
Es ist die einzige knöcherne Verbindung von Brustkorb zum Arm. Dabei wird das Schlüsselbein mit dem Schulterblatt verbunden. Besonders Stürze direkt auf die Schulter oder mit ausgestreckten Armen wie sei beim Fahrradfahren, Skifahren oder Reiten häufig sind überlasten das AC Gelenk und führen zum Riss der Kapsel und verschiedener Bänder. Danach fällt der Hochstand des Schüsselbeines oder medizinisch korrekter, das Herabhängen des betroffenen Armes auf.
In der körperlichen Untersuchung wird häufig das Klaviertastenphänomen beschrieben. Das Schlüsselbein kann federnd heruntergedrückt werden. Ihr Orthopäde oder Unfallchirurg wird in jedem Fall eine Röntgenuntersuchung veranlassen. Wichtig ist zum einen den Bruch des Schlüsselbeines auszuschließen, zum anderen das Ausmaß der Verletzungen einzuschätzen.
Je nachdem wie ausgeprägt Bänder gerissen sind steht das Schlüsselbein im Vergleich zum Schulterdach des Schulterblattes höher. Anhand dieses Unterschiedes kann oft die notwendige Therapie entschieden werden, weiterführende Untersuchungen wie MRT Bildgebungen oder CT Bildgebungen bilden eine Ausnahme. Beurteilt wird das Verhältnis von Schlüsselbeinrand zum Schulterdach, diese sollten normalerweise auf einer Ebene zueinander sein.
Stehen sie weniger als eine Schaftbreite des Schlüsselbeines auseinander ist die konservative Therapie möglich. Die nicht-operative Therapie besteht zunächst in einer Ruhigstellung für wenige Tage, bis eine Linderung der Schmerzen eingetreten ist. Danach sollte eine am ehesten unter physiotherapeutischer Anleitung die Bewegung der Schulter trainiert werden. Wichtig ist vor allem das Vermeiden von Lasten, welche einen Zug am Arm auslösen.
Beträgt der Abstand mehr als eine Schlüsselbeinbreite ist eine Operation beim sportlichen aktiven Patienten notwendig. Als moderne Operationsmethode ist die minimalinvasive arthroskopische Variante anzusehen. Über kleine Schnitte wird ein stabiles Faden-Plättchen-System zwischen dem so genannten Rabenschnabelfortsatz (Processus coracoideus) vom Schulterblatt mit dem Schlüsselbein verbunden. Bis die gerissenen Bänder geheilt sind übernimmt dieses Fadensystem die Funktion, wird aber auch danach nicht mehr entfernt und stabilisiert so dauerhaft.
Damit diese OP-Methode erfolgreich sein kann, sollte die Verletzung nicht älter als 14 Tage alt sein. Nur dann können die verletzten Bänder sicher heilen und die Aufgabe des Fadens wieder übernehmen. Ist die Verletzung älter, muss von einer bereits stattgehabten Heilung der Bänder ausgegangen werden, der Faden würde damit nicht dauerhaft halten können. In diesem Fall sind andere Operationstechniken möglich. Zum einen die gut bewährte Hakenplattenversorgung. Es wird eine Platte auf das Schlüsselbein fixiert welche einen Haken aufweist.
Diese reicht bis unter das Schulterdach und stabilisiert somit das Gelenk. Die andere Methode ist aufwendiger. Zunächst muss eine Sehne aus einer anderen Körperregion entnommen werden (Meist die Sehne des M. semitendinosus aus dem Knie/Oberschenkel). Anschließend wird die Sehne minimalinvasiv um den Rabenschnabelfortsatz und das Schlüsselbein als Schlaufe geschlungen und stabilisiert so das Schultereckgelenk.
Schleimbeutelentzündung – Bursitis subacromialis
Eine der häufigsten Erkrankungen der Schulter ist die Entzündung des Schleimbeutels. Er befindet sich direkt unterhalb des Schulterdaches, des Acromions. Als Puffer und Gleitschicht zwischen dem knöchernen Schulterdach und der darunterliegenden beweglichen Rotatorenmanschette aus stabilen Sehnen. Da zum einen eine hohe Belastung zum anderen aber nur sehr wenig Raum für ihn vorhanden ist, wird der Schleimbeutel häufig gereizt. Dann entsteht ein Teufelskreis. Der Schleimbeutel schwillt an und nimmt sich dadurch noch mehr des geringen Platzes, was zur weiteren Reizung führt.
Stechende Schmerzen der Schulter mit Bewegungseinschränkungen sind die Folge. Häufig entstehen die Probleme über Nacht ohne eigentlichen Grund. Manche Patienten berichten, sie hätten nur auf der Schulter gelegen, oder hätten etwas vermehrt mit der Schulter gearbeitet. Die Ursache der Schleimbeutelentzündung können vielfältig sein: Altersveränderungen, Haltungsprobleme, Diabetes, Kalkeinlagerung oder am häufigsten das Impingementsyndrom – die Schulterenge. Die Behandlung der Schleimbeutelentzündung richtet sich nach der Schwere der Beschwerden.
In jedem Fall ist eine nicht-operative Therapie zu Beginn zu wählen. Bei geringeren Beschwerden können Pendelübungen und Sägebewegung sowie physiotherapeutische Übungen sinnvoll sein. Kälte hilft zudem den Entzündungsschmerz zu reduzieren. Zudem sollten Schmerzmedikamente eingesetzt werden, dann vor allem antientzündlich wirkende wie Diclofenac oder Ibuprofen. Vor allem bei Kalkeinlagerungen ist eine Stoßwellentherapie durch energiereiche Ultraschallwellen häufig erfolgreich. Nur in Ausnahmefällen bei erfolgloser konservativer Therapie ist eine Operation notwendig.
Durch einen minimalinvasiven Eingriff kann der chronisch entzündete Schleimbeutel entfernt werden. Die Sorge ob man ohne den Schleimbeutel nicht Einschränkungen zu erwarten hat sind unbegründet. Ist der entzündete Schleimbeutel entfernt kann sich die Schulter beruhigen und es wächst später ein neuer Schleimbeutel nach, Einschränkungen bestehen nach der abgeschlossenen Heilungsphase also keine.
Schulterluxation
Als Schulterluxation wird die Auskugelung der Schulter bezeichnet, die Gründe hierfür werden in zwei Kategorien unterteilt. Bei der häufigeren traumatischen Luxation ist ein Unfall verantwortlich. Ein Sturz vom Fahrrad auf den Arm oder eine schnelle Verrenkung können die vorher gesunde Schulter auskugeln.
Die zweite Kategorie wird als „habituelle“ Luxation bezeichnet. Die Schulter ist dabei vorher nicht gesund, sondern weist gewisse Veränderungen auf, welche dazu führen, dass eine Bagatellbewegung die Schulter auskugelt. Das kann ein einfaches Herausholen eines Glases aus dem Schrank, ein nach hinten greifen oder eine Wurfbewegung sein. In beiden Fällen sollte die Schulter möglichst zügig wieder eingekugelt werden.
Ein erfahrener Arzt wendet unter Schmerzmittelabdeckung gewisse Manöver an und kugelt so die Schulter wieder ein. Zwingend sollte ein Röntgenbild vor diesen Manövern erzeugt werden, um zum einen die Auskugelung zu beweisen, zum zweiten, um einen Oberarmbruch auszuschließen. Sind die Verfahren erfolgreich gewesen wird in aller Regel der Oberarm durch eine Schulterschlinge für ein paar Tage ruhiggestellt, um eine erneute Auskugelung zu verhindern. Nun sollte sich jedoch eine weitere Diagnostik anschließen.
Üblicherweise werden MRT Bilder der Schulter benötigt. Im MRT können vor allem weichteilige Strukturen dargestellt und überprüft werden. Bei der traumatischen Luxation, also der durch einen Unfall verletzten, vorher gesunden Schulter liegt sehr häufig eine Verletzung des so genannten Labrums vor. Das Labrum ist eine bandartige Erweiterung der Schulterpfanne welche sich ringförmig um diese legt. Durch das Labrum wird eine große Bewegungsfreiheit ermöglicht, ohne dass die Schulter auskugelt. Ist es durch einen Unfall verletzt kommt es in der Folge regelhaft zu weiteren Auskugelungen.
Da bei der Schulterluxation häufig jüngere Patienten mit hohem sportlichem Anspruch betroffen sind, ist dann bei Verletzung des Labrums eine operative Therapie zu empfehlen. Weitere Auskugelungen würden die Folge sein, jeweils mit starken Schmerzen und einem nicht zu unterschätzenden Knorpelschaden.
Bei der operativen Therapie wird glücklicherweise in einer minimalinvasiven Technik das Labrum über Knochenanker wieder am Rand der Gelenkpfanne befestigt und kann so anheilen. Nach der Heilungsphase ist dadurch die vollständige Rückkehr zu allen Sportarten möglich.
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